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Tipps für die "Blaue Stunde"

Mit Weißabgleich und Lichtfarbe stimmungsvolle Dämmerungsmotive einfangen

Lesedauer ca. 3 Minuten
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Die Magie der Blauen Stunde

Der Begriff „Blaue Stunde“ bezieht sich auf die besondere Färbung des Himmels während der Zeit der Dämmerung nach Sonnenuntergang und vor Eintritt der nächtlichen Dunkelheit. Die bläuliche Färbung ist auch während der Morgendämmerung zu sehen, das Blau des Himmels hat dann aber eine andere spektrale Zusammensetzung, da es auf eine andere physikalische Ursache als bei Tage zurückzuführen ist.

Besonders im Winter, wenn es sehr kalt ist, sind die Farben oft unglaublich intensiv. Aber auch in der restlichen Zeit des Jahres, oft nach einem Regenschauer, finden sich tolle Lichtstimmungen zur Blauen Stunde am Himmel. Spiegelungen im Wasser gelingen naturgemäß am besten bei Windstille.

Was macht den visuellen Reiz der Blauen Stunde aus? Der blaue Himmel hat zu dieser Zeit ungefähr dieselbe Helligkeit wie das künstliche, gelbliche Licht von Gebäude- und Straßenbeleuchtungen.  Gelb und Blau sind zudem Komplementärfarben, die einen starken Kontrast bilden und uns Menschen besonders ansprechen. In Mitteleuropa dauert die Blaue Stunde zwischen 30 und 50 Minuten. Eine wesentliche Rolle für die Lande der Dämmerung spielt der Breitengrad bei der Länge der Dämmerung. In den Tropen dauert die Blaue Stunde 20 Minuten, während der „weißen Nächte“ sogar fünf Stunden. An den Erdpolen dauert die blaue Stunde (theoretisch) sogar zwei Wochen.


Die Blaue Stunde fotografieren

Technisch gesehen ist das Fotografieren der Blauen Stunde einfach: Ich verwende das Aufnahmeprogramm „Av“ (Blende wird vorgewählt, Belichtungszeit bestimmt die Kamera automatisch oder A und stelle die ISO-Empfindlichkeit auf einen Wert von ISO 200 bis ISO 800 ein. Als Objektivblende wähle ich f11 oder f16 ab. Bei Kameras mit APS-C Sensor reicht es, wenn du auf f 11 abblendest.  Vorsicht ist geboten, wenn du die Blende zu weit schließt: Sensorflecken, Schmutz und Lenseflares werden ab Blende 16 sehr stark sichtbar. Die Verschlusszeit wird dann im Av (A) Modus von der Kamera bestimmt.

Wird die Verschlusszeit zu lange, kannst du den ISO-Wert erhöhen. Bei der Belichtung unbedingt darauf achten, dass die Lichter nicht zu hell werden. „Ausgefressenen Stellen“ können später nicht mehr korrigiert werden. Blende das Histogramm der Kamera im Wiedergabemodus ein,  um überbelichtete Bereiche anzuzeigen, es darf nicht über den rechten Rand hinausgehen. Auch bei der Fotografie der Blauen Stunde gilt: „Expose to the right“ (Belichte auf die rechte Seite des Histogramms). Bei Unterbelichtung beginnen die dunklen Bildteile später zu rauschen.

Bei Motiven mit sehr hohen Kontrastumfang nehme ich häufig mehrere Bilder auf und kombiniere diese später in der Bildbearbeitung zu einem HDR (High Dynamic Range) Bild. Auch die HDR-Funktionen der EOS Kameras sind hier eine große Hilfe. Bei vielen EOS Modellen werden die unterschiedlichen Belichtungen zusätzlich separat gespeichert, so hat man ein fertiges HDR und kann später die einzelnen Bilder noch am Computer optimieren.

Der Weißabgleich kann auf Automatik bleiben. Wer den Weißabgleich manuell einstellen möchte, ist mit 5200 K (K = Kelvin) gut beraten. Wird der Kelvin-Wert erhöht, gehen die Bilder ins Gelbliche, bei kleineren Kelvin-Werten verschieben sich die Farben ins Bläuliche. Vorsicht ist geboten, damit die Bilder nicht zu bunt geraten. Ich fotografiere zur Blauen Stunde im RAW-Format. So kann ich den Weißabgleich sehr genau nach eigenen Wünschen später in Digital Photo Professional verlustfrei einstellen.

Ich fotografiere seit zwei Jahren mit Canon EOS R Kameras. Der helle Sucher ermöglicht eine exakte Vorschau und ich kann Belichtungskorrekturen sofort beurteilen. Außerdem sind die Einstellhilfen wie Fokus Peaking gerade für Brillenträger sehr angenehm, den manuellen Fokus verwende ich selten.

Beim Fotografieren mit einfacheren Kameras oder einer Kompaktkamera solltest du die ISO Automatik ausschalte und ISO 200 einstellen und ein kleines Stativ verwenden. Die Bildqualität wird so um Klassen besser.


Optimierung in der Bildbearbeitung

Für die Bildbearbeitung verwende ich Canon DPP und Adobe Lightroom. Für komplexere Bearbeitungen nutze ich Adobe Photoshop. Da ich möglichst exakt belichte, ist die erforderliche Bildbearbeitung minimal. Zuerst suche ich ein passendes Profil und aktiviere die Objektivkorrektur. Diese beiden Einstellungen habe ich schon beim Import in Adobe Lightroom hinterlegt. Ich justiere dann die Farbtemperatur und stelle den Schwarz- und den Weißpunkt ein. Darüber hinaus verwende ich gerne den „Klarheit“-Regler, der den Bildern zusätzlichen Kontrast in den Mitteltönen verleiht. Mit dem Sättigungsregler solltest du sparsam umgehen, sehr schnell werden die Fotos unnatürlich bunt. Abschließend schärfe ich die Bilder – aber erst, wenn die genaue Ausgabegröße vorliegt.

Tipp: Mit Hilfe der Homepage der ZAMG www.zamg.ac.at oder einer App für Mobiltelefone kann man den genauen Zeitpunkt für die Blaue Stunde leicht herausfinden, z. B. Sun Surveyor oder TPE (The Photographer's Ephemeris). Zu dieser App gibt es auch eine Webseite mit vielen Informationen.

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